Um 9 Uhr ist eine Bunkerführung und um 10 Uhr der Start. Eine Stunde länger schlafen hat auch seinen Reiz. Also gefrühstückt und um 7:45 Uhr nach Hamburg gestartet, wo ich nach gemütlicher Fahrt um 9:30 Uhr ankomme. Parkplatz gesucht und dann ab in den Bunker.
Das Fernsehteam von N3 ist schon da und der Veranstalter Christian Hottas ist schwer mit Interviews beschäftigt. Ein zweites Kamerateam und einige Reporter von örtlichen Zeitschriften sind bereits vor Ort. Die möchten natürlich wissen, warum Läufer so einen Lauf machen möchten? Nicht lange aufhalten lassen und zur Anmeldung. Startnummer und Chip geholt. In einem der Nebenräume kann sich umgezogen und startklar gemacht werden.
Ein Foto mit allen Teilnehmern auf der Treppe. Christian macht ein kurzes Briefing zur Strecke, über Rücksichtnahme beim durchlaufen der Flure und Treppen. Auf Wunsch des Fernsehens wird draußen vor dem Bunker gestartet. Ein paar Worte des Bunkerbetreibers und der Organisation, an die ein Teil der Startgelder geht und dann um 10 Uhr die Hupe. Auf geht’s!
Wie war das noch??? Blaue Kreidestriche = Weg nach oben. Rote = Weg nach unten. Die Läufer, die ihre Runde im Stockwerk beendet haben und weiter nach oben wollen, kreuzen den Weg der Läufer, die von unten nachkommen. Schmale Durchlässe im Mittelteil des Flures, wo sich die Läufer auf dem Weg nach oben und unten entgegen kommen. An der Verpflegung nicht im Weg stehen, da es auch hier nicht sonderlich viel Platz gibt. Rücksichtnahme. Schnell wird klar, was Christian damit gemeint hat.
Nun dauert es einige Runden, bis sich alle an die Laufwege gewöhnt haben und das Feld zieht sich auch schon ein wenig auseinander. Zeit, sich mit sich selber zu beschäftigen. GPS geht nicht. Also nur auf Zeit und Runden achten. Runden weiß ich schon nach 7 oder 8 nicht mehr. Gut, dass es einen Chip gibt. Nach 2 Std nachgefragt, wie viele Runden ich schon geschafft habe. Die ernüchternde Antwort. 29 Runden. Gerechnet. 69 Runden noch. Ca. 15 Stk. die Stunde. Erstmals der Gedanke. Kann ich das wirklich schaffen?
Das läuft auf mindestens 7 Std. raus und zum Schluss werde ich bestimmt nicht schneller. Ok, ist so. Erst mal weiter. Bis dahin bin ich die Stufen rauf gelaufen. Wird nicht funktionieren bis Runde 98. Was kann ich anders machen? Gut, dass noch ein paar andere Läufer unterwegs sind. Ah, die gehen die Stufen rauf, nehmen oben das Geländer in die Hand, um sich um die Kurve zu ziehen und wieder ins laufen zu kommen. Probiert, geht gut. Was kann ich noch ändern? Da es kleine Stufen sind, 2 auf einmal. Das mache ich allerdings nur 2 Runden. Ich zähle eher zu den kleinwüchsigen Läufern und nachdem ich meine Füße zweimal vor eine Stufe gesetzt habe und stolpere, nehme ich die Stufen doch wieder einzeln. Mindestens jede 5te Runde an die Verpflegung.
Rundenzahl nachgefragt. Die nächste Runde ist die 49. Die Hälfte ist geschafft. Kann ich das wirklich noch mal 49 Runden??? Der Körper signalisiert Müdigkeit aber keine Schmerzen. Also weiter.
Es haben alle ihr Tempo gefunden und es wird zwischendurch ein wenig miteinander geredet. Wo kommst du her??? Was läufst du sonst so??? Die Zeit vergeht so etwas schneller.
Mittlerweile bin ich von den Führenden schon einige Mal überrundet worden und ich habe mich daran gehalten, ca. in jeder 5ten Runde an der Verpflegung halt zu machen. Kuchen. Kekse. Plätzchen. Gummibärchen. Cola. Apfelschorle und Wasser. Trinken ist wichtig, denn die Luft hat sich langsam mit Betonstaub gefüllt und der Hals ist ganz schön Trocken. Es ist eine merkwürdige Luft im Bunker. Kühl, aber trotzdem bin ich schweißgebadet.
Nachgefragt. Startnummer 31 ist in welcher Runde. 75. Noch 22. Meine Uhr sagt, du bist schon 5 Std. unterwegs, nochmals geschaut. Nein, die ist nicht kaputt. Das wird eine Zeit jenseits der 7 Std. Los weiter, sonst schaffst du die Zielzeit von 7:30 nicht einmal.
Mitte der 80er Runden. Jubel im Bunker. Der Sieger steht fest und so geht immer mal wieder weiter. Ich muss mindestens noch 10 Runden. Nachgefragt. 89 bin ich mit durch. So, nun zählen wir rückwärts 9-8-7....
Nun sollte ich fertig sein??? Der Mann an der Zeitnahme schüttelt den Kopf. 97 waren es. Noch einmal den Körper hochfahren. Die letzte Runde werde ich sehen und genießen. :-)))
An der Verpflegung angekommen wird mir die Medaille verliehen.
Du hast es geschafft, jubelt es in mir. Platz 13 von 34 Gemeldeten und 28 tatsächlich gestarteten Läufern/innen. Zielzeit von 7:23:54. Stolz wie Oscar schnell ein Bild gemacht. Viele werden denken und einige es sagen. „Du bist verrückt oder laufsüchtig, deinem Körper so etwas anzutun“. Mag sein, aber ich möchte einfach auch mal andere Strecken laufen, als die herkömmlichen in Stadt oder Landschaft. Mein Körper macht es mit und so lange werde ich laufen, bis es sich hoffentlich NICHT ändert. Außerdem werden wir an vielen „Lost Places“ nie wieder laufen können, weil sie abgerissen, gesprengt oder zugeschoben werden.
Ach übrigens, FEM heißt "Fun und Erlebnis Marathon". Ein Erlebnis war für mich bis jetzt jeder von Christians organisierten Läufen. Unterwegs hatten wir auch Fun, was meine Oberschenkelmuskeln am Montag und Dienstag nicht behaupten haben. :-))) In diesem Sinne " Gut Lauf" und Danke an die Mitstreiter der Verpflegung und Zeitnahme.
Wer nun Lust auf diesen Lauf bekommen hat. Im Januar gibt es noch eine letzte Chance, da mitzulaufen.
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