Anschließend im Startblock war es wieder, dieses Kribbeln, wie vor jedem Marathon- oder Ultramarathonlauf. Gespannte Erwartung und jede Menge Eindrücke, die Vorfreude auf diesen Lauf war riesig. Der Moderator rief das Läuferfeld noch auf, das es kein Wetter für Bestzeiten würde und sich jeder den schwierigen Witterungsbedingungen in Sachen Laufgeschwindigkeit anzupassen solle. Nach einer Schweigeminute für die Opfer des „11.September“ ging es pünktlich um 9.Uhr los. Das Läuferfeld aus ca. 3.500 Marathonis und 4.100 Staffelläufern setzte sich in Bewegung.
Was der Sprecher mit den schwierigen Witterungsverhältnissen meinte, wurde auf der Strecke schon nach wenigen Kilometern fühlbar. Sonniges Wetter mit 90% Luftfeuchte (wie wir später erfuhren) und kurz nach dem Start schon um die 23Grad liesen den Körper sofort ans Limit gehen und verlangte im Laufe des Marathons der eigenen Fitness alles ab. Besonders um km33, wo eine ca.2,5 km lange Steigung zu bewältigen war, ging es an die Grenzen. An dieser Stelle, wo es vorher noch etwas Regen gab, dann wieder prallen Sonnenschein, trocknete das Wasser auf dem Asphalt sofort und bildete kleine aufsteigende Wölkchen. Wie sagte Alfred später: da brauchte man nicht trinken, nur tief einatmen, so nass war die Luft.
Doch bis zu dem Erlebnis war noch etwas hin. Die ersten 10km führten durch die Innenstadt von Münster. Moderne Architektur, gepaart mit vielen historischen Bauten, machte diesen Teil zu einem Hingucker. Anschließend über den Stadtwall, dessen Bäume in der Sonne glänzten und dem Läuferfeld in Mitten der Stadt ein Stückchen Natur vermittelten. Schließlich ging es ab km14 raus aus der Stadt. Hier war auch der Punkt, wo unsere Fangruppe auf uns wartete und uns mit ihren Anfeuerungen und Getröte auf die weitere Strecke schickte. So sind die Unterschiede, wir Läufer kämpften auf der Strecke und unsere Fangruppe hatte erstmal ein gemütliches Frühstück im Restaurant, bevor es zum anstrengenden Anfeuern ging.
Ab km17 folgte dann der Landeschaftsteil des Münster Marathon. Hier ging es über lange Geraden, durch die landschaftlich reizvolle Peripherie Münsters. Immer wieder langgezogene Anstiege, die den Puls hochschnellen ließen und immer wieder jede Menge Zuschauer, die an Kreuzungen oder idyllischenHöfen standen und das Läuferfeld begeisternd anfeuerten.
Wie sagte der Sprecher vor dem Start: lasst Euch überraschen, was es alles auf der Strecke gibt. Und so kam es auch. Jagdhornbläser, Sambagruppen, Fantasiegestalten auf Stelzen, berittene Dinosaurier und jede Menge Bands auf Bühnen oder einfach so am Straßenrand. Und immer wieder die Zuschauer, die ihren Spass am Streckenrand hatten, die Läufer anfeuerten und für so manche Blödelei durch uns Läufer zu haben waren. Irgendwo bei km 36 spielte eine bayrische Combo Biene Maja. Kurz entschlossen blieb ich an einer Gruppe gut gelaunter Zuschauer stehen, die es sich mit einem Bierchen gemütlichen gemacht hatten und gemeinsam sangen wir „Die Biene Maja…“. Was für ein Erlebnis auf einem Marathon, das gibt es nur in Münster.
Und dann war es plötzlich klar, Elvis lebt in Münster! Auf einem Hochrad mit Stelzen fuhr er am Streckenrand bei km38 neben dem Läuferfeld. Auf mein Zurufen „Elvis lebt doch!“ schmettere er zu Klängen aus seinem CD - Player „Are you lonesome tonight“. Einfach nur genial. Da mir das vermutlich keiner glaubte habe ich es natürlich im Bild festgehalten, hierzu siehe die Fotogalerie weiter unten!
Zwischendurch immer wieder ein Blick auf die Pulsuhr, um den Körper zu kontrollieren. Das ständige Abstoppen, Fotos auf der Strecke machen, mit Zuschauern Spass haben und wieder anlaufen forderte bei dem feucht warmen Temperaturen die ganze Fitness. Aber es machte einfach nur Spass. An den Verpflegungsstationen wieder eine Mütze Wasser über den Kopf und etwas Elektrolyt sowie Bananenstückchen und dann weiter. Schließlich ging es Richtung Münster City, Richtung Zielgebiete.
Die letzten Kilometer folgen wieder dahin. Kurz vor km40 gab es noch einen leckeren Rotwein – Tropfen an einer „Verpflegungsstelle“ für Weinliebhaber. Ich muss sagen, der Rotwein war lecker und gab dem Lauf das berüchtigte „I – Tüpfelchen“, so kurz vor dem Einbiegen auf die Zielgerade. Und dann war es wieder soweit, Menschenmengen dicht gedrängt am Straßenrand, Stimmung überall. Aus dem Nirgendwo plötzlich wieder Marias Tröte. Unverwechselbar und schnell zu lokalisieren. Schnell ein Fotoshooting auf der Zielgeraden und dann weiter Richtung Glückseligkeit, weiter Richtung Ziellinie. Rechts spielte ein Live – Band auf einer großen Bühne, über uns die Fähnchen, die über den gesamten Prinzipalienmarkt gespannt waren und dem Zieleinlauf dieses unvergleichlichen Korridor – Feeling gaben. Hier war Gänsehaut pur angesagt. Für diese Minuten werden unzählige Trainingskilometer absolviert und viele Vorbeitungsläufe bestritten. Mit dem Überlaufen der Ziellinie nach 42,195km war dieser erlebnisreiche Genuss – Marathons zwar erfolgreich abgeschlossen aber noch lange nicht beendet. Jetzt folgte der ein oder andere Schwatz mit den Marathonis im Zielgebiet. So z.B. mit einem Kölner, der sichtlich begeistert war vom Münster Marathon und ihn in eine Reihe mit dem Karnevalsmarathon in der Domstadt stellte.
Später nach dem Lauf, beim gemeinsamen Schnack der WLTler im Versorgungsbereich, hatten dann alle viele Geschichten zu erzählen, was auf und neben der Strecke passierte. Marathon ist eben mehr als nur die Hatz nach selbst gesteckten Zielzeiten, das zeigte dieses Wochenende überdeutlich. Und das der Zielbereich auch für die Zuschauer Gänsehaut – Feeling bereit hielt, berichtete Petra aus der WLT.Fangruppe: Folgten doch die Zuschauer an der Zielgeraden der Aufforderung des Moderators, ganz leise zu sein. Wie sagte Petra: „…und plötzlich war es Muxs-Mäuschen-still.“ Das alleine ist schon beeindruckend. Aber wenn man weiss, dass dort tausende Zuschauer stehen, und auf Kommando lautstark applaudierten, das ein tosender Lärm durch den Zielbereich fegte und die reinkommenden Läufer nach absoluter Stille so empfangen wurden, dann ist das noch beeindruckender….
Auch in diesem Jahr war der Münster Marathon, immerhin in seiner 10ten Auflage, wieder ein Lauf – High – Light im alljährlichen Marathonkalender. Top organisiert, mit einem besonderen Publikum und jeder Menge Events am Streckenrand. Dazu beeindruckte Münster wieder mit einer unglaublich abwechslungsreiche Streckenführung sowie dem einzigartigen Zieleinlauf. Es macht eben Spass, sich der Herausforderung Marathon zu stellen und dieses Event zu erleben. Ich werde wieder kommen, dass steht fest.
Name / Zeit / Platz AK:
- Alfred Schwarz / 3:36:27 / 56
- Fritz Rietkötter / 4:02:24 / 251
- Frank Stöver / 4:34:43 / 342
- Ralf Lietz / 4:46:32 / 286
- Sandra Kürbis-Edzards / 4:56:36 / 86
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